Was wäre die Schweiz ohne Secondos? Was
wären Secondas ohne die Schweiz? Ganz einfach: viel weniger
reich, materiell und geistig. Die Schweiz braucht uns, wir brauchen
die Schweiz.
Wir Secondas und Secondos sind meist in der Schweiz geboren, haben
fast unser ganzes Leben hier verbracht, sind hier zur Schule gegangen
und haben hier eine Ausbildung absolviert. Bei den Lehrstellen sind
wir laut Statistik trotzdem zweite Wahl. Genauso wie unsere eingewanderten
Eltern gelten wir für viele in der Schweiz als Ausländerinnen
und Ausländer. Dabei sind 43 Prozent von uns eingebürgert
– trotz eines Verfahrens, das je nach Kanton und Gemeinde
verschiedenste Kriterien beinhaltet, so gesehen keineswegs gerecht
ist und oft sogar Willkür zulässt. Die anderen 57 Prozent
von uns wollten oder durften nicht Schweizer(innen) werden –
und damit weder abstimmen noch unbegrenzt ins Ausland gehen, ohne
das Aufenthaltsrecht zu verlieren.
Die meisten von uns sind ziemlich angepasst, gut integriert und
zum Glück nicht komplett assimiliert. Wir können und wollen
uns nicht für die eine oder andere Kultur entscheiden, die
wir unfreiwillig in uns tragen. Doch wir können eine Brücke
sein zwischen immigrierten Ausländer(innen) und Schweizer(innen),
weil wir selbst beides sind: irgendwie Ausländer(innen), irgendwie
Schweizer(innen). „Secondo“ oder „Seconda“
ist eine etwas spezielle Identitätskategorie. Zwar sind wir
untereinander keineswegs gleich, sondern sogar sehr verschieden,
dennoch verbindet uns im Schweizer Alltag vieles.
Wir vom Netzwerk Secondo versuchen mittels dieser Plattform einen
Austausch zwischen Secondos, Secondas, Schweizern und Schweizerinnen
zu fördern und für ein besseres Image zu sorgen: Mit Podien,
Ausstellungen, Ticketverlosungen und weiteren Aktivitäten,
mit Integrationsworkshops in Schulen, aber auch mit Medienmitteilungen, wenn Secondos und Secondas im
Rampenlicht stehen.
Auslöser für das „Netzwerk Secondo“ war die
völlig falsche Behauptung der Zürcher Stadträtin
Esther Maurer, dass Secondos am 1. Mai 2002 für die üblichen
Krawalle gesorgt hätten. Wie die Polizei später bekannt
gab, waren die Festgenommenen in der Mehrheit keine Secondos. Wir
waren zu Unrecht die Sündenböcke, doch die Medien transportierten
Maurers Krawall-Theorie weiter, der Image-Schaden war da. Dies missfiel
uns, und deshalb beschlossen wir diese Plattform. Wir gehören
zur Schweiz und wir leben gern hier.
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